Neue Techniken in der Restaurierung

Zwei hallstattzeitliche Gräber aus Frankfurt-Harheim

Der 3-D-Scan von Blockbergungen und der Einsatz eines Digitalmikroskops eröffnen neue Möglichkeiten in der archäologischen Restaurierung.

Dank der finanziellen Hilfe durch die Historisch-Archäologische Gesellschaft konnte das Archäologische Museum eine hallstattzeitliche Blockbergung aus Harheim (St. 19) mittels eines 3-D-Scans untersuchen lassen. Ausgeführt wurden die Arbeiten von Carina Justus am Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik der Hochschule Mainz – University of Applied Sciences.

Die generierten Daten können in vielfältiger Weise verwendet werden. Zum einen zur Dokumentation der Lage der Objekte innerhalb des Grabes, was für eine archäologische Auswertung von großer Bedeutung ist. Zum anderen können die Funde in der3-D-Darstellung vor der Freilegung durch den Restaurator aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Zudem können die Grabbeigaben digital und sehr genau vermessen werden. Dies alles erfolgt ohne Berührung der Originale. Die gewonnenen Vermessungsdaten ermöglichen es sogar, mittels eines 3D-Druckers ein genaues Modell des Grabensembles anzufertigen, das die Fundlage der Beigaben exakt wiedergibt. Die fortlaufende Entwicklung dieser Technik bietet mittlerweile sogar die Möglichkeit, die Textur und Haptik der Objekte nachzuempfinden.

Eine weitere Neuerung in der Restaurierungswerkstatt des Archäologischen Museum ist der Einsatz eines digitalen Mikroskops, das völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Bei den Ausgrabungen in Frankfurt-Harheim konnten in Grab 59 im Kopf- und Brustbereich Bernsteinperlen und die seltenen Schieber, sowie je zwei ganz feine, bronzene Schläfenringe detektiert werden. Aufgrund des äußerst desolaten Erhaltungszustandes wurden die Funde mit dem sie umgebenden Erdreich geborgen.
Die Restaurierung des gesamten Ensembles gestaltete sich sehr schwierig. In einer ersten konservierenden Behandlung wurden die fragilen Funde eingeschweißt und mit Stickstoff rückbegast, um sie vor Austrocknung und einem weiteren Zerfall zu bewahren. Die Buntmetallfunde wurden geröntgt, und wie schon auf den Grabungsfotos erkennbar, waren sie mehrfach gebrochen und nicht mehr im Verbund. Die bronzenen Schläfenringe waren durch mehlige und sich schon ablösende Korrosion stark geschädigt.
Auch die Bernsteinperlen und Bernsteinschieber waren sehr stark abgebaut, krakeliert und bis ins Innerste durchkorrodiert, so dass sie zum Teil nur noch als Krümelchen und Fragmente erhalten waren.
Die Restaurierung dieses Komplexes sollte klären, wie viele Bernsteinperlen und Schieber hier vorliegen und wie die Bemaßung der Objekte ist. Nach der Festigung und Verklebung der Perlen, Schieber und Bronzeringelchen wurden die Objekte mittels eines Digitalmikroskops vermessen. Diese Technik bietet völlig neue Möglichkeiten der Untersuchung von archäologischen Funden. Ein großer Vorteil ist auch hierbei die berührungslose Vermessung der Objekte. Aus den gewonnenen Daten werden mittels einer speziellen Software 3D-Darstellungen der Fundstücke generiert, die aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden können. Diese objektschonende Methode eignet sich bestens zur Untersuchung eines solch fragilen Fundkomplexes.
Die verschiedenen Durchmesser der Bernsteinperlen können Hinweise auf die tatsächliche Anzahl der Perlen geben. Aufgrund der gewonnenen Maße der Fundstücke kann nun festgestellt werden, dass sich im Brustbereich mindestens sieben Perlen befanden, drei davon in Gänze und zwei als halbe Perlen erhalten. Ferner lagen dort zwei Fragmente eines großen Schiebers, der am Ende konisch zuläuft. Für das größere der beiden Teile konnten zwei Querbohrungen festgestellt werden. Die Bohrungen sind im Abstand von 9 mm angebracht und haben einen Durchmesser von 2,8 mm. Zudem existiert eine weitere angeschnittene Bohrung, die einen Durchmesser von ca. 3,1 mm aufweist. Vermutlich war hier noch etwas anderes befestigt als die Bernsteinperlen. Einige weitere Fragmente konnten nicht bestimmt werden, es ist möglich, dass sie zu einem weiteren Schieber gehören.

Für den Kopfbereich kann insgesamt von zwei Schiebern ausgegangen werden. Bei den zehn Perlen handelt es sich um scheibenförmige Exemplare mit Stärken zwischen 1,6 und 3,7 mm. Der Außendurchmesser liegt zwischen 5,28 und 7,1 mm, die Bohrungen variieren zwischen 0,84 und 2,7 mm.
Bei einem weiteren Bernsteinobjekt handelt es sich entweder um einen sehr kleinen Schieber oder eine rechteckig geformte Perle. Der schlechte Erhaltungszustand macht eine diesbezügliche Festlegung jedoch nicht möglich.

Auf der linken Kopfseite befanden sich ein glatter und ein tordierter offener Ring. Der glatte Ring, der etwas oval geformt ist, hat einen Durchmesser von 8-10 mm der tordierte Ring hat einen Außendurchmesser von 7,39-7,82 mm.

Auf der rechten Kopfseite lagen zwei glatte offene Ringe. Einer der Ringe ist oval überlappend, hat einen Durchmesser von 10,4- 13,66 mm, der andere Ring ist stark oval verbogen. Der Durchmesser der langen Seite beträgt 10 mm, der der schmalen Seite 5 m. Durch den Einsatz dieser neuen digitalen Technik konnten trotz des sehr schlechten Erhaltungszustandes der Funde aus Grab 59 noch umfangreiche Erkenntnisse über die Anzahl sowie die Bemaßung der Objekte gewonnen werden.

Sigrun Martins

Snapshot der 3-D-Darstellung des in Schrägansicht gedrehten Gürtels.
© AMF

Bronzeringe und Bernsteinperlen vor der Restaurierung.
© AMF

Bronzeringe der linken Kopfseite
nach dem weitgehenden Entfernen der Erdauflagerungen.

© AMF

Digitale Vermessung der Bronzeringe.
© AMF

 

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