Alte Inventarnummern auf einer der 1942 vom Stadtgeschichtlichen Museum überwiesenen Antiken. (Foto: Archäologisches Museum Frankfurt)

Systematische Provenienzforschung am Archäologischen Museum Frankfurt zu Erwerbungen zwischen 1933 und 1945

Präsentieren – Bewahren – Forschen

Das Archäologische Museum Frankfurt präsentiert, bewahrt und erforscht die Archäologie und Geschichte der Stadt Frankfurt am Main und ihres Umlandes – vom Paläolithikum bis zur frühen Neuzeit. Es bildet das Archiv für die gesamten Frankfurter Bodenfunde. Zudem baute es in der Vergangenheit durch Schenkungen und Ankäufe bedeutende Sammlungen zur Klassischen Antike und zur Archäologie des Alten Orients auf. In seiner wechselvollen Geschichte war das Archäologische Museum auch von der Kulturpolitik der Jahre 1933 – 1945 betroffen.

Provenienzforschung – Rekonstruktion und Veröffentlichung

Erste Recherchen in den Akten und Zugangsbüchern des Archäologischen Museums Frankfurt konnten verschiedene Verdachtsfälle von durch die NS-Zeit belastetem Kulturgut unter seinen Sammlungsbeständen aufzeigen. Aufgrund dieser Verdachtsfälle wurden im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojekt, sämtliche Zugänge archäologischer Objekte in das Museum zwischen 1933 und 1945 systematisch erfasst und auf ihre Provenienz hin untersucht.

Geprüft wurden 241 Zugänge mit etwa 3334 Einzelobjekten. Es zeigte sich, dass der überwiegende Teil (1207 Objekte) aus archäologischen Ausgrabungen stammt, die das Haus selbst im gesetzlichen Auftrag durchgeführt hat. Ein weiterer großer Anteil (699 Objekte) stammt aus Bodeneingriffen und weist somit ebenfalls eine nachvollziehbare Grabungsgeschichte auf. Weitere 45 Fundobjekte wurden von städtischen Institutionen wie dem Wasser-, Stadt- oder Gartenbauamt überwiesen. Diese Objekte stehen in den meisten Fällen auch in einem eindeutigen Fundkontext. Unbelastet sind darüber hinaus 40 Objekte, die durch Schenkungen von Privatpersonen ins Museum gelangten. Dasselbe gilt für die insgesamt 267 Einzelobjekte, die aus anderen Museen an das Archäologische Museum überwiesen wurden. Auch in diesen Fällen konnten die jeweiligen Fundumstände geklärt und NS-Verbrechen ausgeschlossen werden.

Viele der durch Ankäufe in das Museum gelangten Objekte konnten ebenfalls entlastet werden (1078 Objekte). Als bedenklich eingestuft wurden acht griechische Keramiken, die nach zweifelhaften Ankaufsreisen nach Paris und Athen Eingang in die Sammlung des Museums fanden. Sowohl die in Frankreich als auch die in Griechenland angekauften Keramiken wurden bereits 1947/8 restituiert.

Neben diesen Objekten aus dem Kunsthandel wurden zwei Überweisungen des Kulturamtes (Gipsabguss des Kopfes eines ›Germanen‹ [nicht mehr vorhanden]) und des Stadtgeschichtlichen Museums (6 Bronzegefäße, 4 Keramiken und ein Bronzekettchen) als möglicherweise bedenklich eingestuft. Da sich zu diesen Vorgängen keinerlei Unterlagen erhalten haben, ließ sich in beiden Fällen bisher keine chronologische Eigentümerkette erstellen.

Die Ergebnisse des bis Mai 2018 laufenden Forschungsprojekts, wurden in der Schriftenreihe des Archäologischen Museums Frankfurt veröffentlicht und in der von 18. Juli bis 2. September 2018 laufenden Ausstellung „Zum Wohle der Stadt? – Frankfurter Kulturpolitik des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Sammlungen des Archäologischen Museums“ präsentiert.


Literatur

Dagmar Stutzinger
Zum Wohle der Stadt? Erwerbungen 1933 – 1945
Systematische Provenienzforschung am Archäologischen Museum Frankfurt
(mit einem Beitrag von Liane Giemsch und Michael Overbeck).
Schriften des Archäologischen Museums Frankfurt 29 (Regensburg 2018)

zumwohlederstadt

Liane Giemsch/Michael Overbeck
Fundgeschichten. Systematische Provenienzforschung am Archäologischen Museum Frankfurt.
Provenienz & Forschung, 2/2018, 20–26.

Liane Giemsch/Carsten Wenzel

„Zum Wohle der Stadt?“ – Frankfurter Kulturpolitik des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Sammlungen des Archäologischen Museums.
Mitteilungen – Journal des hessischen Mueumsverbandes 56, 2019, 34 – 35

 

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