Landschaft um das Salzbergwerk von Chehrabad, Provinz Zanjan, Westiran. Foto: DBM

Die Salzmänner Irans

Das Kulturerbe des Salzmumien-Museums in Zanjan

Zusammenfassung:
Im iranischen Salzbergwerk von Chehrābād wurden Überreste von antiken, mumifizierten Bergleuten entdeckt, die vor ca. 1300 und 2400 Jahren bei einem Grubenunglück den Tod fanden. Diese Katastrophe bedeutet für die Wissenschaft allerdings eine Sensation. In diesem Jahr ist ein auf den Grabungsarbeiten aufbauendes konservatorisches und ausstellungsplanerisches Projekt (Federführung: Deutsches Bergbau-Museum Bochum) durch die Gerda Henkel Stiftung bewilligt worden. Das Archäologische Museum Frankfurt ist als weiterer Antragsteller zusammen mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum, dem Naturhistorischen Museum Wien und den iranischen Partnern zentral in das Projekt eingebunden.

 

mumie


Salzmann 4, Chehrabad, Provinz Zanjan, Westiran
Foto: DBM


Ein spektakulärer Fund
Salz ist eines der wichtigsten Rohstoffe der Erde und es wird auf vielfältigste Art und Weise gewonnen, aber eine besondere Qualität verspricht sogenanntes Steinsalz. Ein solches Salz wurde lange Zeit in der Nähe von Chehrābād im Nordwesten Irans abgebaut bis ein spektakulärerer Fund gemacht wurde:
Wie jeden Tag im Salzbergwerk von Douzlākh (Douz [azeri] = Salz) bauten die iranischen Bergarbeiter mühevoll das hochwertige Salz ab, das zum Teil durchscheinend und klar ist wie Bergkristall. Doch an einem Tag im Jahre 1994 geschah etwas Unerwartetes.
Die Arbeiter stießen während der Abbauarbeiten auf Überreste mehrerer mumifizierter Körperteile. Durch erste wissenschaftliche Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich hierbei um einen vor 1300 Jahren verstorbenen Mann handelte, der in der späten parthischen oder frühsassanidischen Zeit gelebt hatte. Er sollte später als der erste Salzmann aus Iran überregionale Berühmtheit erlangen.


Notgrabungen
Trotz dieses historisch wertvollen Fundes blieb das Salzbergwerk aktiv, und so wurden 2004 weitere mumifizierte Körperteile entdeckt. Die regionale Denkmalbehörde, die Iranian Cultural Heritage Organisation in Zanjān (Miras Farhangi Zanjān) leitete daraufhin erste Notgrabungen ein, die im Winter 2004 begannen sich im Jahre 2005 fortsetzten. Dabei wurden weitere, teilweise mumifizierte Körper entdeckt, und es konnte erstmals ein Einblick in die archäologischen Zusammenhänge dieser Mumienfunde gewonnen werden. Mittlerweile ist der kommerzielle Salzabbau eingestellt.


Deutsch-Iranische Kooperation
In der Zeit der Notgrabungen war zufällig in einer anderen Region Irans das Deutschen Bergbau-Museum archäologisch aktiv und es kam zum Kontakt mit den Kollegen in Zanjan sowie in der Folge zur Vereinbarung einer Kooperation. Nur wenige Institute in Europa arbeiten montanarchäologisch und noch weniger sind auf den Salzbergbau spezialisiert, zudem sind bisher Orte, wie das Salzbergwerk von Douzlākh, trotz seiner historischer Bedeutung kaum archäologisch erschlossen. Um so wichtiger war es daher, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft eine Förderung für zwei Grabungsprojekte an diesem Ort von 2009 bis 2011 und von 2015 bis 2018 ermöglichte. Im Rahmen des Chehrābād Saltmummy & Saltmine Exploration Projects können nun iranische und deutsche Fachleute die Fundumstände und die Chronologie des Salzbergwerkes, das vor allem zur Zeit der Achämeniden (6.-4. Jahrhundert v. Chr.) und Sassaniden (4. – 6. Jahrhundert n. Chr.) betrieben wurde, weiter aufklären. Es wurden Reste einer weiteren Salzmumie entdeckt. Somit sind bisher bis zum jetzigen Zeitpunkt sechs Salzmumien gefunden worden.


Naturwissenschaft und Archäologie
Beide Grabungen brachten außer den berühmten Mumien zahlreiche, sehr gut erhaltene organische Funde zum Vorschein, z.B. Textilien, Holzwerkzeuge, Nahrungsreste, aber auch Exkremente, sogenannte Paleofaeces. Dies eröffnete Möglichkeiten für weitere wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Parasitologie, antike DNA, Histologie, Archäobotanik und Archäeozoologie. Dem Wissen um die Lebensumstände, Krankheiten, Flora und Fauna sowie der antiken Abbautätigkeit rund um das wertvolle Salz rücken die Wissenschaftler somit Schritt für Schritt näher. Eine Vielzahl von hochrangigen Instituten in Iran, in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich und England ist seither in die Auswertung der Grabungen am Salzbergwerk eingebunden.


Eine Herausforderung: Das Kulturerbe der Salzmänner erhalten
Im Rahmen der Grabungstätigkeiten sorgten sich die Archäologen immer wieder um den Erhalt der Mumien und um den der übrigen organischen Objekte, die im Zolfaghari-Museum von Zanjan eingelagert oder ausgestellt sind. Es handelt sich um weltweit einzigartige Funde und es gibt kaum Wissen um den Erhalt von Salzmumien. Daher sah die Gerda Henkel Stiftung die einmalige Chance, durch Bereitstellung von Mitteln ein Forschungsprojekt zu initiieren, dessen Ziel es ist, mit zahlreichen Experten die Grundlage für ein effektives Konservierungskonzept zu entwickeln, restauratorische Maßnahmen durchzuführen, die Umgestaltung der Dauerausstellung des Salzmumien-Museums in Zanjan mit Baumaßnahmen anzugehen sowie Sonderausstellungen in Deutschland, Tehran, der Hauptstadt Irans, und evtl. in Österreich durchzuführen.
Das Projekt „Die Salzmänner Irans – Das Kulturerbe des Salzmumien-Museums in Zanjan“ wird in den Jahren 2018-2020 durchgeführt werden und hat zur Aufgabe, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen, um die wissenschaftlich wie kulturell hochspannenden Hinterlassenschaften aus Chehrābād bekannt zu machen und der Nachwelt zu erhalten.

Dieser Herausforderung stellen sich als federführende Institution das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, das Archäologischen Museum Frankfurt (Koordination), das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz (Restaurierung, Konservierung), das Naturhistorische Museum Wien (Textilien), die Kulturbehörde Zanjan und das Zolfaghari-Museum Zanjan (iran. Projektleitung).


Vorstellung: Dr. Natascha Bagherpour Kashani
Dr. Natascha Bagherpour Kashani ist seit 1. Dezember 2016 die neue Kustodin und Leiterin der Abteilung Alter Orient und Klassische Antike am Archäologischen Museum Frankfurt.

Als ausgebildete klassische Archäologin hat sich Natascha Bagherpour Kashani schon mit ihrer Magisterarbeit über ein hethitisches Kultgefäß und später in ihrer Promotion über ein vorislamisches Naturheiligtum in Zentraliran auf den Alten Orient, insbesondere auf Iran, spezialisiert. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, an der Rijksuniversiteit Groningen/NL und an der Ruhr-Universität Bochum.

Seit 2002 ist sie regelmäßig an deutsch-iranischen wissenschaftlichen Projekten in Iran beteiligt. Zuletzt hat sie am Deutschen Bergbau-Museum das Chehrabad Saltmummy & Saltmine Exploration Project unter Koordination von Prof. Thomas Stöllner betreut.

Begleitend zur wissenschaftlichen Tätigkeit hat Natascha Bagherpour deutsch-iranische Projekte in Kultur und Wirtschaft beraten und durchgeführt, etwa in einer Filmreihe zum Thema Theater in Iran oder für in der Vermittlung von Vertriebspartnern.

 

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